Hooch – beliebter, selbstgebrannter Schnaps
In Malwani, einem Stadtviertel der Metropole Mumbai, brennen seit Donnerstag ununterbrochen die Scheiterhaufen, auf denen die Opfer verbrannt werden. Das örtliche Krematorium musste sogar zusätzliches Personal einstellen. Denn mehr als fünf Feuer gleichzeitig sind nicht möglich und des dauert einige Stunden, bis die Asche abkühlt. Bislang wurden 94 Alkoholtote gezählt, doch die Ärzte rechnen mit einem Ansteigen der Zahl, schließlich haben über 150 Personen den gepanschten Schnaps konsumiert.
Verantwortlich ist der sogenannte „Hooch“, ein selbstgebrannter Schnaps, der ausschließlich in den Armenvierteln Indiens die Runde macht. Normalerweise trinken ihn Millionen Inder, ohne mehr als einen Kater davonzutragen. Doch dieser kann tödlich enden, wenn (wie in diesem Fall) der Industrie-Alkohol Methanol untergemischt wird. Innerhalb von 90 Stunden nach dem Genuss kommt es zu Beeinträchtigungen des Sehvermögens, Bewusstseinsstörungen und Atemschwierigkeiten. Die meisten Opfer halten das zunächst für normale Erscheinungen des Rauschs, suchen daher zu spät ärztliche Hilfe auf und versterben.
Massenvergiftungen gibt es in Indien regelmäßig
Erst im Januar 2015 starben 28 Menschen im Bundesstaat Uttar Pradesh, 200 weitere trugen gesundheitliche Schäden davon. 2009 starben 136 Menschen im Bundesstaat Gujarat, als giftiger Alkohol verkauft wurden. Inzwischen wurden in Mumbai fünf Verdächtige verhaftet, die den Schnaps verkauft haben. Gleichzeitig wurden acht Polizisten in Mumbai vom Dienst suspendiert. Es ist ein kein Geheimnis, dass in Indien viele Polizisten gemeinsame Sache mit den örtlichen Alkohol-Panschern machen und sich schmieren lassen. Eingeschritten wird erst, wenn es Tote gibt.
Schuld sind auch die immer höher werdenden Steuern. Mumbai liegt im Bundesstaat Maharastra – hier ist die Steuerabgabe von ursprünglich 25 Prozent auf bis zu 60 Prozent gestiegen. Daher fällt es inzwischen selbst dem Mittelstand schwer, importierten Alkohol zu kaufen. Da es sich viele Bürger nicht mehr leisten können, in den Bars zu trinken, kaufen sie schwarz gebrannten Schnaps und trinken ihn zu Hause oder bei Freunden.
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