In diesem speziellen Bereich der Bollywood Info-Rubrik, möchten wir gerne über ein paar Vorurteilen bzw. Gerüchten & Irrtümern über die indische Filmfabrik aufklären.
Dazu nennen wir einige Fakten und versuchen dadurch bereits gefestigte Vorurteile aus der Welt zu schaffen oder zumindest zum Nachdenken, über die hier behandelten Themen, anzuregen.
Bollywood Filme (Hindi Filme) sind nur etwas für Frauen (sog. Chick Flicks)
NEIN! Die Geschichte eines indischen Anführers der Drogenmafia (Don – Das Spiel beginnt), Diebstähle wertvoller Gegenstände aus der ganzen Welt (Dhoom 2) oder ein Terrorist, welcher eine ganze Stadt in die Luft sprengen will, dann aber von seiner Geliebten erschossen wird (Fanaa), sowie einige spannende Gangsterfilme wie „Sarkar(-Raj)“ oder „Gangster“.
All diese Filme und viele andere stammen aus der indischen Filmindustrie, haben aber nichts mit dem Klischee der kitschigen Frauenfilme gemeinsam. Klar, die in Deutschland sehr bekannten Filme wie „Indian Love Story“ oder „Kabhi Khushi Kabhie Gham“ sind bestückt mit vielen emotionalen Elementen und besitzen einen hohen Kitschanteil.
Vergessen darf man hier aber nicht, dass solche Filme in Indien für "ALLE" gemacht werden und Inder offenherzige und lebensfrohe Menschen sind, welche auch im wirklichen Leben gerne auf Straßen tanzen (bei Festen etc.) oder ihre Gefühle offen zeigen.
Fakt: Bollywood kann wie Hollywood nicht nur in ein Genre oder Schema gepackt werden. Der „Kitscheindruck“ in Deutschland ist jedoch verständlich, denn es werden überwiegend Filme mit den typischen "Kitschelementen" in Deutschland beworben und verkauft. Die Brandbreite des indischen Hindi Films ist jedoch viel größer! Es gilt sich also eine vorurteilsfreie Meinung zu bilden.
Außerdem handeln diese bekannten „Kitschfilme“ nicht nur immer von Sehnsüchten nach einem Geliebten, sondern diese Filme bestehen aus verschiedenen Elementen. Inder verstehen es sehr gut emotionale Inhalte gut zu verpacken. Deswegen haben die als "Liebesfilm" abgestempelten Werke, oft zusätzlich Elemente wie Action, Komödie und Melodramen.
Die sog. „Masala Filme“ aus Nord-Indien verkaufen sich einfach hervorragend in der Welt, also wieso sollten Verleihe solche Filme ersetzen durch z.B. weniger erfolgreiche „Normalofilme“, welche im eigenen Land weniger gut ankommen. Immerhin ist Indien für die Bollywood Filmbranche noch immer der wichtigste Markt.
Bollywood Filme dauern mindestens drei Stunden
NEIN! Das stimmt nur teilweise. Es stimmt, das Filme wie „Hum Dil De Chuke Sanam“ (188 min), „Kuch Kuch Hota Hai“ (178 min) oder „Kabhi Khushi Kabhie Gham“ (210 min) drei Stunden erreichen oder sogar überschreiten.
Jedoch gibt es seit den letzten Jahren den Trend zum zwei Stunden bzw. zweieinhalb Stunden Film. Zum Beispiel die Filme „Black“ mit "nur" 122 Minuten oder „Dostana“ mit 146 Minuten. Es könnten hier noch so einige weitere Filme aufgeführt werden…
Fakt: Viele Bollywood Filme beinhalten viele verschiedene Facetten, welche vom Publikum sogar gefordert werden! Sog. „Masala Filme“ vereinen verschiedenste Genren (Action, Komödie, Drama, Romanze und Melodram) in einem Werk. Hinzu kommen aufwändig gedrehte Musikeinlagen. Durch diese Elemente ist es verständlich, das Hindi Filme länger dauern müssen und können.
Die indische Filmindustrie versteht sich sehr gut in solche komplexen Geschichten mit vielen verschiedenen Emotionen. Bollywood hat in der Hinsicht kaum Konkurrenz in der Welt und auf diesem hohen Level.
Schauspieler in Bollywood Filmen sind sehr prüde und küssen/lieben sich nie
NEIN! Dieses bekannte Vorurteil ist ein Irrtum, welches sehr verbreitet in Deutschland und generell der westlichen Welt ist. In der indischen Kultur wird es nicht gern gesehen sich öffentlich zu küssen. Selbst bei verheirateten Menschen ist das der Fall. Da gilt der Satz: „Andere Länder, andere Sitten!“
Jedoch muss man dazu sagen, dass trotz der hohen Zensur die in Indien herrscht, immer öfters Filme gedreht werden in denen auch geküsst wird, oder wo sogar der sexuelle Akt angedeutet wird. Die indische Regierung hat keine Probleme mit solchen Filmen. Davon ausgenommen sind nach wie vor Erotikfilme in der breiten Öffentlichkeit.
Kussszenen gibt es z.B. bei „Hum Tum“ aus dem Jahr 2004, in „Dhoom 2“, „Kyun! Ho Gaya Na…“ mit Aishwarya Rai Bachchan und Vivek Oberoi in den Hauptrollen oder neueren Filmen wie "Kites" (2010).
Fakt: Nur weil in vielen Bollywood Filmen nicht der eigentliche "Kuss" zur Schau gestellt wird, heißt das noch lange nicht, dass die Inder total prüde sind. Immerhin wurde das "Kamasutra" in Indien erfunden und Tradition ist nun einmal Tradition! Indien wird in absehbarer Zeit, auf Grund der fortschreitenden Annäherung an den Westen, auch dieses Thema in Zukunft viel lockerer angehen.
Schon heute existieren viele bekannte Streifen mit Kussszenen und seien wir ehrlich, besonderes aufregend finden die wenigstens noch solche Szenen. Besser ist es sich den Kuss selber für sich vorzustellen und damit ist man dann auch auf der „sicheren Seite“.
Die Songs (Lieder) singen die Darsteller immer selber
NEIN! Das ist eines der weit verbreiteten Vorurteile und falsch recherchierten Aussagen von vielen Redakteuren und Privatpersonen. Nur selten passiert es, das ein Schauspieler zum Mikrofon greift und selber singt. Aamir Khan und Kajol Devgan Mukherjee sangen in „Fanaa“ einen Teil von dem Lied „Mere Haath Mein“.
Oder Amitabh Bachchan in „Kabhi Khushi Kabhie Gham“ in dem Song „Say Shava Shava“. Es gibt aber noch einige weitere Beispiele von singenden Stars. Ansonsten singen so genannte Playbacksänger (Musik Künstler) für die Schauspieler und die Darsteller bewegen nur die Lippen und Tanzen dazu.
Die berühmteste Playbacksängerin ist „Lata Mangeshkar“, deren Stimme in über 900 Filmen mitgewirkt hat und im Guinness Buch der Rekorde steht. Die neue Generation muss sich allerdings auch nicht verstecken. Sänger wie „Shreya Goshal“ oder „Sonu Nigam“ sind sehr erfolgreich und werden wohl noch viele weitere Jahre im Musikgeschäft bleiben.
Auch werden immer öfter Singles aufgenommen, ohne das die Stücke irgendetwas mit den Bollywood Filmen zu tun haben.
Fakt: Nur wenige Schauspieler singen selber Ihre Lieder in Filmen. Wenn überhaupt wird in den Liedern eher etwas gesprochen und nicht wirklich gesungen. Einzig „Amitabh Bachchan“ ist bisher bekannt dafür so einige Gesänge in seinen Liedern und Filmen, welche durch seine tiefe Stimme einen speziellen Charakter erhalten, zu haben.
Schon allein die Tatsache, dass die Filmindustrie in Indien hohe Macht über die Musikindustrie besitzt, ermöglicht es Schauspielern nur bedingt selber zu singen und sich so weiter zu vermarkten. Die Trennung zwischen dem Beruf des Schauspielers und dem des Sängers, ist in Indien ziemlich groß.
In Bollywood Filmen wird immer gesungen und getanzt
NEIN! Auch dieser weit verbreitete Irrtum stimmt nicht so ganz. In vielen sog. "Masala" Bollywood Filmen gibt es zwar etwa vier bis sieben Lieder oder Tänze. Dies ist jedoch auch tief in der Kultur Indiens verwurzelt und hat einen hohen Stellenwert. Zudem führen Musikeinlagen meistens die Geschichten mit voran.
Doch auch hier muss man sagen, es gibt so einige Ausnahmen! In dem Film „Black“ spielt „Rani Mukherji“ eine gehörlose und blinde Frau. Durch ihren Lehrer, der von „Amitabh Bachchan“ verkörpert wird, wächst sie zu einer gebildeten und selbstbewussten Frau heran, die sogar am Ende ein Studium absolviert.
In diesem, für indische Verhältnisse recht ungewöhnlichen Film, gab es kein einziges Lied, kein Kitsch und es wurde dort auch nicht getanzt. Trotzdem wurde er von Kritikern und Publikum begeistert aufgenommen und für seine sensible Darstellung hoch gelobt.
Fakt: Bollywood bietet eine recht hohe Vielfalt, kein Wunder bei den zahlreichen Filmen, welche pro Jahr in Bollywood gedreht werden. Tanz und Gesang ist tief in der indischen Kultur verankert und deshalb besitzen viele Filme Musik-/ und Choreographieelemente. Es wird schlicht und einfach von den Kinogängern gefordert…
Aber auch hier darf man nicht verallgemeinern, denn es existieren immer mehr Filme ohne jegliche Tanzeinlagen. Je nach Thema und Aussage des Films, werden Choreographieeinlagen mehr oder weniger eingesetzt. Da das indische Publikum aber den Tanz für sehr wichtig hält, werden teure Produktionen auch in Zukunft fast immer diesen Wunsch besonders befriedigen wollen.
Nicht zu vergessen die Einnahmen, welche zusätzlich durch Shows und den vielen fein ausgearbeiteten Liedern verdient wird. Soundtracks werden in Indien vor dem eigentlichen Filmrelease großzügig beworben, dadurch wird zugleich automatisch für den eigentlichen Film Werbung gemacht. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!
Die Schauspieler in indischen Filmen sind sehr konservativ, was z.B. die Kleidung oder Lebensansichten angeht
NEIN! Diese Meinung ist veraltet, denn die Schauspieler oder auch allgemein die indische Bevölkerung ist, zumindest in der Ober-/ und Mittelschicht, genau so modern wie in anderen westlichen Ländern auch. Natürlich gibt es auch hier wieder einige Unterschiede & Sichtweisen, nicht zu vergessen die großen kulturellen Unterschiede.
Ärmere Menschen können sich diesen Luxus nicht leisten und somit natürlich auch nur wenig damit umgehen. In Filmen wie „Vivah“ (2006), in dem die jungen Schauspieler „Amrita Rao“ und „Shahid Kapoor“ die Hauptdarsteller waren, wird man nur wenig nackte Haut sehen.
Das sieht in Filmen wie „Dhoom 1&2“ wiederum ganz anders aus. Hier tragen die Schauspielerinnen "Aishwarya Bachchan Rai" und "Bipasha Basu" Miniröcke, Bikinis und knappe Oberteile. Auch in „Jism“ aus dem Jahr 2003, ebenfalls mit Bispasha Basu, gibt es viel Haut zu sehen. Egal ob Mann oder Frau, schönes Aussehen ist sehr wichtig.
Man kann also auch hier die ganze indische Filmindustrie und deren Stars nicht in eine Schublade schieben und falsche Vorurteile über sich siegen lassen. Berichterstattungen in Deutschland von den bekannten Medienvertretern bedienen sich leider viel zu sehr an solchen falschen Aussagen. Dadurch entsteht ein völlig falscher Eindruck, welcher dann auch oft als negativ abgestempelt wird um mit in der Masse schwimmen zu können.
Bollywood hat doch nur einen großen Schauspieler (Star) – ShahRukh Khan!
NEIN! Aber auch hier kann man gut verstehen warum dieses Vorurteil bei vielen in den Köpfen schwebt. ShahRukh Khan ist das Aushängeschild Nr.1 für die indische Filmindustrie und so wird er auch überall verkauft, besonderes im Ausland bewegt er Massen.
Kein Wunder also, wenn viele das Wort „Bollywood“ zusammen mit dem Namen „ShahRukh Khan“ verbinden. SRK hat mittlerweile die wohl größte Fangemeinde der Welt und so ist es verständlich, das viele meinen, er wäre der einzige große Star in Indien. Das gilt besondere im Ausland, denn dort werden überwiegend seine Filme vermarktet. Die Präsenz von ihm ist enorm.
Fakt: Bei den vielen Filmen, welche in Bollywood jährlich produziert werden, kann das benannte Vorurteil jedoch schon rein logisch gar nicht stimmen! Indien hat viele Stars und Idole, vor allem sind das Schauspieler aus der Filmbranche. Danach folgen wohl gleich die vielen fleißigen und erfolgreichen Sänger, welche mittlerweile Welt bekannt sind und Beachtung finden.
Um nur mal ein paar Beispiele von anderen großartigen Schauspielern zu nennen:
Amitabh Bachchan – die hoch geachtete Filmgröße in Indien und auch in vielen anderen Ländern aus West und Ost.
Aishwarya Rai Bachchan – Bollywood’s Schönheit und Tanzperfektionistin, sowie Gewinnerin der „Miss World“, als auch Werbeikone für namhafte Hersteller, bekannt in aller Welt.
Hrithik Roshan – der Übersteiger aus Indien mit vielen Fans und einem außergewöhnlichem Tanzstil. Er ist Familienmitglied der großen „Roshan“ Familie.
Rani Mukherji – eine weitere Schönheit mit viel Talent aus dem norden Indiens mit Millionen von Fans in aller Herren Länder und gut bekannt aus vielen in Deutschland ausgestrahlten Filmen.
Kajol Devgan Mukherjee – die Filmpartnerin und Teil des Nr.1 Film-Traumpaares Kajol und ShahRukh Khan. Jeder Bollywood Fan hat schon einen Film mit den beiden gesehen.
Kajol Devgan Mukherjee zeichnet sich aus, durch ihr markantes und attraktives Gesicht, als auch ihre überragenden schauspielerischen Fähigkeiten und einem speziellen Charakter.
Natürlich könnte man hier noch viele andere namhafte Schauspieler nennen, aber wir belassen es hier bei den wohl bekanntesten in Deutschland. ShahRukh Khan ist also nicht der einzige Star, jedoch der Star schlecht hin!
Bollywood kann man nur hassen oder lieben!
NICHT UNBEDINGT! Diesem Spruch kann man jedoch einige wahre Züge anerkennen. Bollywood Filme sind einfach anders als die uns bekannten Werke aus dem eigenen Land oder den USA. Da ist es verständlich, dass viele mit solchen Filmen am Anfang nicht viel anfangen können.
Oft hindern falsche Vorurteile den Weg in den Hindi Film. Viele stempeln diese Filme bereits im Vorhinein als Schnulzen und reine Tanzfilme ein. Dann gibt es da aber noch die Bollywood Fans, welche nun auch in Europa bereits zahlreich vertreten sind und die wahren Qualitäten schätzen.
Deutschland spielte ja eine große Rolle in der Verbreitung von Bollywood Filmen in Europa. Es gab am Anfang dieses Jahrhunderts einen regelrechten Boom. Aus dieser Zeit sind noch immer viele Anhänger zu finden, doch dieser „Boom“ ist schon seit ein paar Jahren wieder vorüber.
Deutschlands Bürger sind jedenfalls bekannt für ihr Interesse an andere Länder und Kulturen, deshalb war der Bollywood Boom auch nicht so überraschend. Kaum ein anderes Land besitzt so viele Reisende (prozentual) wie Deutschland und viele Ausländer sind bei uns beheimatet. Besonders die türkische und asiatische Gemeinschaft liebt die indische Filmindustrie.
Eine gute Voraussetzung also, dass der indische Film weiterhin in Deutschland und Europa besteht und auch weiter in der Welt wächst. Auf Grund der Strebung Bollywood’s mehr Filme für den westlichen Markt zu produzieren, wird der Einzug von Filmen aus Indien immer stärker werden und die Kluft zwischen Bollywood „Hassern“ und Bollywood „Liebenden“ wird geringer ausfallen.
Fakt: Deutschland und der Rest Europas besitzen eine völlig andere Kultur als wie sie Indien aufweist. Uns Deutsche kann man nicht gerade nachsagen, dass wir als Bevölkerung sehr offenherzig sind oder das Leben „locker&leicht“ angehen. In Indien hingegen trägt man seine Gefühle oft auf der Zunge und Familien spielen eine wichtige Rolle in der Kultur.
Hinzu kommen der starke religiöse Bezug und eine noch recht arme Bevölkerung mit wenig Fortschritt in den ländlichen Gebieten. Die Anforderungen und Wünsche dieser Kultur sind natürlich eine andere, als die von Deutschen Kinogängern, welche in einem hoch entwickelten und "reichem" Land leben.
Jeder Einzelne muss für sich entdecken, ob er den außergewöhnlichen indischen Film mag oder lieber die Hände davon lässt. Wichtig ist dabei aber, dass man sich auch wirklich mit dem Thema auseinandersetzt und nicht nach dem ersten Film aufgibt.
Auch Filme aus den USA, welche in Deutschland ja gang und gebe sind, haben nicht immer großen Erfolg! Wer sich also auf den Hindi Film einlässt, der wird eine Vielzahl von wunderbaren Filmen genießen und viele neue Eindrücke mit neuen Gesichtern erleben können…
Weitere Vorurteile, Irrtümer oder Fakten zu Bollywood? Klasse!
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So gehts wohl vielen, oder? ^^
Weiß ich nicht, ob dass vielen so geht. Manche kommen nicht mal „auf dem Trichter“, dass es zur Kultur dazu gehört. ^_^
Mir ging es nach meinem ersten Film „Kabhi Khushi Kabhie Gham“ über DeAgostini genauso (zu lang, zuviel Musik und Tanz). Das änderte sich aber bald und nach dem 4. Film „Veer & Zaara“ (nach „Kal Ho Naa Ho“ und „Kuch Kuch Hota Hai“) und der „Erkenntnis“, dass das alles zur indischen Kultur irgendwie dazugehört. Mittlerweile bin ich süchtig nach Bollywood. 😉 😀