Dieses Thema enthält 10 Antworten, hat 8 Stimmen, und wurde zuletzt vor vor 16 Jahre, 5 Monaten von Mandy aktualisiert.
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5. Oktober 2006 um 20:02 #12069
Teil I
„Ich bin kein Posterboy„
…sagt Shah Rukh Khan. Dabei ist Indiens Superstar bekannter als Tom Cruise – über eine Milliarde Menschen haben ihn schon auf der Leinwand gesehen. In seiner Heimat wird der Schauspieler wie ein Gott verehrt.
Herr Khan, in Ihrem Filmen kommen ständige Orte vor wie London, Paris oder die Schweizer Alpen, aber fast nie Deutschland. Mögen Sie unser Land nicht?
Doch, ich war ja auch schon ein paar Mal dort, zuletzt wegen meiner Knieoperation. Obwohl, vielleicht war das auch in Österreich. Egal. Ich kenne Baden-Baden, Düsseldort […] . Aber es gibt nich viel zu sehen in Deutschland, oder? Ich meine, Filme verkaufen Träume, und wenn man aus Indien kommt, träumt man von Paris, London oder Marrakesch, aber niemand würde sagen: Mann, ich muss unbedingt nach Deutschland.Ich hoffe, Ihnen hats trotzdem gefallen.
Sicher. Es ist so still. So wenig Menschen auf den Straßen. In Indien ist alles schusselig, dreckig und bunt. Aber die Deutschen selbst waren ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hätte.Wie denn?
Naja, ich dachte natürlich, Deutsche fahren mit schnellen Autos auf ihren tollen Straßen rum und alles ist ganz technisch. Stimmt ja auch. Aber dann habe ich einen Mann getroffen, der behauptete, meine Filme hätten ihm das GEhör zurückgebracht. Das hat mich echt verblüfft. In Indien ist sowas normal. Da glaubt jeder an Mythen, und jeden Tag geschehen eine Menge Wunder. Aber ein westlicher Mann, der sowas sagt und TRänen in den Augen hat…Wow. Das müssen Sie besser wissen, aber westliche Männer denken doch normalerweise nicht so. Westliche Männer weinen auch viel zu wenig.Sie weinen dafür sehr viel, in jedem Film.
Natürlich, das mögen die Frauen. Die Produzenten fragen immer: „Heult Shah Rukhkhan in dem Film? Gut, dann wird es ein Hit.“ Nein im Ernst – das ist einfach sehr indisch. Immer direkt raus mit den GEfühlen. Unsere Filme kommen direkt aus dem Herzen, die meisten zumindest.Man könnte auch sagen, sie sind hoffnungslos romantisch und total verkitscht.
Na und? Kritiker sagen immer, unsere Filme seien eskapistisch und irreal. Stimmt nicht. Die Probleme sind mitten aus dem Alltag: Ich möchte reisen, ein gutes Leben führen, heiraten und Kinder haben. DArum gehts doch. Tja. Und dann gucken Sie mal nach Hollywood. Superman. Der Präsident, der die Welt vor einem Meteoriten rettet. Außerirdische, die im Magen nisten. Also, ich weiß nicht, aber für mich ist das Eskapismus. Ein Mann, der in Unterwäsche rumfliegt … Wir haben einfach nur Menschen, die arbeiten und leben. Und lieben, natürlich, ganz wichtig.… und die im Sari durch den New Yorker Central Park tanzen und in der nächsten Szene vorm Matterhorn Blumen Pflücken …
Über das Tanzen habe ich gerade neulich mit Emma Thompson geredet und ihr gesagt: Überall auf der Welt, von Alaska bis zu den Fidschis, tanzen ab und zu Menschen auf der Straße. Kann sein, dass sie betrunken sind. Kann sein, dass sie die Fußballmeisterschaft gewonnen haben – aber es gibt sie. Demgegenüber ist es jedoch unwahrscheinlich, Superman auf der Straße zu treffen. Und es besteht auch nur eine geringe Chance, dass ausgerechnet der Präsident der Vereinigten Saaten von Amerika die Welt rettet. Also, wer macht die irrealeren Filme? Natürlich übertreibt unser Kino. Aber es bringt einen zu den eigenen Gefühlen zurück.Das ist also das Erfolgsgeheimnis?
Zum Teil. Aber Hindi-Filme sind auch deshalb so erfolgreich, weil das Kino in Indien eine enorme lange Tradition hat. Wir lieben Filme, seit es sie gibt. In Indien entstehen drei Filme pro Tag, das macht sonst keiner. Wir sind die Einzigen, die Hollywood überlebt haben. Wir haben ein eigenes Publikum – und zwar ein riesengroßes. Ich habe in „Time“ gelesen, dasss mehr Menschen mich kennen als Tom Cruise. Wir sind halt so ein glückliches, fruchtbares Völkchen. Allein in Indien leben ja schon kanpp 1,1 Milliarden Menschen, und auch im restlichen Asien und in Europa werden unsere Filme immer beliebter.Wie erklären Sie sich das?
Ich habe nur eine Vermutung, die mir neulich in Paris kam. Da gibt es soviele Algerier und Tunesier und Franzosen, die Muslime sind und meine Filme total super finden. Für konservativen Regionen der Welt – für die islamische Regionen – sind westliche Filme zu offensiv. Wer an ein islamisches Leben gewöhnt ist, fühlt sich dadurch brüskiert, vor allem wenn man bedenkt, dass man mit der ganzen Familie ins Kino marschieren will, von der Oma bis zum Enkel. Indische Filme sind aufregend genug, aber sie verletzten die Grenze des islamischen Schamgefühls nicht.So Leute das ist erstmal Teil I. Habe meine Finger wundgeschrieben. Das Interview habe ich im Stern Magazine gefunden. Morgen kommt der Teil II. Seit gespannt drauf 😛
5. Oktober 2006 um 20:38 #12072Hey danke, ein Teil davon hab ich erst vor kurzem irgendwo gelesen …
SRK ist ganzschön selbstbewusst bei dem Interview 🙂 aber so is er halt 😀6. Oktober 2006 um 06:55 #12076@Xara, danke dir recht herzlich für deine Bemühungen, wollte mir wegen des Interviews mit SRK schon den Stern zulegen, freue mich schon auf den zweiten Teil.
6. Oktober 2006 um 10:36 #12080Oh man danke dir Xara für die Arbeit die du dir gemacht hast und für Teil 2 noch machst! :es31
Habe mir schon überlegt den Stern zu kaufen, aber das brauch ich ja nun dank dir nicht mehr.
Bin schon auf den zweiten Teil gespannt.lg SRKajol
6. Oktober 2006 um 11:13 #12081wow ^^ danke erstmal für den tollen Beitrag
Sehe nur ich das so oder reden die in einem sehr naja nicht unhöflichen aber etwas abwertenden Ton miteinander….?
Achja und gibt es den Stern noch? Dann hol ich ihn mir ja vielleicht XD
6. Oktober 2006 um 14:50 #12085toll toll toll…der beitrag ist echt spitze und sehr informativ!!!
da kann man sich ja echt schon mal auf den zweiten teil freuen! 😉6. Oktober 2006 um 22:00 #12116Teil II
In Deutschland werden allerdings viele Ihrer Filme auf einem Kanal gezeigt, der RTL 2 heißt und nicht gerade dafür bekannt ist, besonders schamhaft zu sein.
Vielleicht finden die Menschen in Ihrem Land ja etwas anderes gut. Eine Freundin hat mir das mal so erklärt: In Deutschland gibt es für alles einen Knopf. Ob man einen Kaffee möchte, ob man Fharkarten kaufen will – man drückt immer auf Knöpfe. Und ein indischer Film ist wie ein Knopf fürs Weinen. Man setzt sich rein, un schon gehts los.Aber in Ihrem Filmen wird ja nicht nur schamhaft geschluchzt. SChlißelich sind Sie ein absoluter Frauenheld.
Finden Sie?Naja.. Frauen schwärmen von Ihrem Lächeln, Ihrem Blick. Im Internet gibt es sogar Gedichte darüber.
Als ich mit der Schauspielerei anfing, galt ich überhaupt nicht als gutaussehend. Da sollten Männer noch wie Männer aussehen, so mit Muskel und Bart. Dann hieß es plötzlich, ich hätte nur wegen meiner Grübchen Erfolg. Damals wollte auch jeder Stylist, dass ich meine Augenbraunen zupfe – und nun gelten ausgerechnet die als sexy. Hoffentlich finden sie noch viele andere Teile meines Körpers … Aber eigentlich ist mir das peinlich. Ich bin kein Posterboy! Ich meinte, ich bin Muslim, ich könte vier Frauen heiraten – aber ich habe bloß eine gefunden.Sie Ärmster
Sie sagen es!Was denken Sie denn, warum Sie so gut ankommen?
Keine Ahnung. Man versucht immer zu analysieren, warum etwas funktionert. Aber so richtig wird man nie dahinterkommen. Vor 15 Jahren war ich noch total durchschnittlicher Fernsehfuzzi. Jetzt schreiben die Leute Bücher über mich. Ich lese gerade eines. Dickes Buch, sehr analytisch. Und lerne daraus: Ich bin ein Phänomen der 90er Jahre, eine Folge der sich verändernden wirtschaftlichen und sozialen Struktueren in Indien. In dem Buch steht, dass ich diesen Wandel verköpere. Cool, oder?Aber glauben tun Sie das nicht?
Ich bin Schauspieler, sonst nichts. Ich habe ja nicht anfangen und mir gesagt: Oh die zeiten ändern sich, dann mache ich jett mal den Kerl, der alles verkörpert. Dass Sie hier sitzen und dass ich so großartige Städte wie Baden-Baden und Düsseldorf kennenlernen durfte, ist doch letztlich Zufall. Eine Folge der Globalisierung. Wir merken langsam, dass wir alle in derselben Hütte leben.Und dass Sie Schauspieler geworden sind, war auch nur ein Zufall?
Ehrlich gesagt, ja, und ein ziemlich trauriger dazu. Meine Eltern sind sehr früh gestorben, und das hat mich unheimlich mitgenommen. Die Schauspielerrei war vielleicht ein Weg, damit klarzukommen – aber auch das ist wieder so ein rückblickender Erklärungsversuch. Eigentlich komme ich vom Theater. Dort habe ich gemerkt, dass ich Geschichten erzählen kann, mit meiner Mimik. Und ich erzähle gern geschichten. Meinen Kindern vorm Schlafengehen und den Leuten im Kino. Ich neige dazu, extrem vie zu grübeln. Ich rauche zu viel, ich schlafe zu schlecht – in gewisser Weise ist es die Arbeit, die mich am Laufen hält, auch wenn das nicht besonders gesund ist.Hat Ihre Familie da nicht manchmal das Gefühl, zu kurz zu kommen?
Meine Kinder kenne mich nicht naders, und meine Frau versteht das zum Glück. Sie kennt mich so gut, sie weiß immer, was in mir vorgeht. Und natürlich ist meine Familie immer wichter als mein Beruf. Ich habe nur ds Gefühl, dass die Grenze zwischen der Person und dem Schauspieler Shah Rukhkhan immer mehr schwindet. Das klingt jetzt tragisch, aber empfinde ich esnicht. Mag sein, dass ich in meinem wirklichen Leben schauspielere. Es kann aber auch sein, dass ich in meinem Filmen sehr echt bin.Hätten Sie lust, Bollywood zu verlassen und es mal in Hollywood zu probieren?
Warum sollte ich? Ich bin 40. Ich sehe nicht extrem gut aus. Ich beherrsche keine besondere Kung-Fu-Technik. Warum sollte mich jemand für einen Hollywod-Film besetzen – es sei denn, der Film handelt von einem 40-jährigen braunen Inder, was ich einen ziemlich ungewöhnlichen Plot nennen würde. Außerdem finde ich es hier biel spannender.Was denn? Die Arbeit oder die Handlung der Filme?
Nee, die Handlungen sind ja langweillig. Ständig muss ich Frauen verführen, ein furchtbarer Job. Ich meine das Publikum. Es gibt Menschen in meinem Land, die einen Film pro Jahr sehen, weil das alles ist, was sie sich leisten können. Menschen, die auf das Essen verzichten, damit sie einen Film zweimal sehen können. Die einen Schrein für Schauspieler errichten und Kerzen anzünden, weil wir sie glücklich machen. Die weinen, weil sie denken, dass sich wirklich verletzt bin, wenn ich im Film eine Kugel abkriege. Ich spiele für die ganz Reichen und für die ganz Armen. Für Muslime, Hindus, Buddhisten Parsen und was es sonst noch alles gibt.Das klingt ja ganz so, als sei die indische Gesellschaft eine große, harmonische Familie?
Natürlich gibt es immer wieder Ärger und Gewalt. Meine Frau ist Hindu, ich bin Muslim – als das Aufgebot für unsere Hochzeit bekannt gegeben wurde, wollte man unser Haus steinigen. Aber wir haben einfach eine falsche Adresse angegeben. Hinter solchen Dingen stecken Fanatiker, die nicht wissen, was Religion bedeutet. So wie hinter terroristischen Anschlägen Mörder stecken, die eine Religion in den Dreck ziehen. Die sie missbrauchen, ohne selbst religiös zu sein.
Wie wichtig ist Religon in Ihrer Familie?
Ich bin sehr weltlich aufgewachsen. Eine gute Schulbildung bringt das mit sich. Trotzdem bin ich einer der überzeugtesten Muslime der Welt, und ich glaub ena Allah – genau deshalb bin ich kein Fundamentalist. Unsere beiden Kinder wacshenmit beiden Religonen auf, mit HinduGebeten und Koran. Und jedem, dem das nicht passt, kann ich nur sagen: Der Islam hat mich Toleranz gegenüber allen Bräuchen und Religonen gelehrt. Und wenn jemand morgens aufsteht und drei rohe Eier in seinen Mangosaft haut, ist das auch ein Brauch, den ich toleriere. Wenn jemand allerdings Bräuche praktizieren weill, bei denen andere verletzt werden, kann man das nicht tolerieren. Da liegt die Grenze.Viel Spaß beim Lesen und eine schöne Nacht noch. Geh jetzt schlafen morgen umd 4:00 aufstehen und arbeiten 😛 Tschööö 😉
7. Oktober 2006 um 06:59 #12154mensch, da haste dir aber echt viel arbeit gemacht….war aber echt schön, den artikel zu lesen! 😉
7. Oktober 2006 um 15:06 #12212Jo echt interessant, danke nochmal für das alles :-xs8
7. Oktober 2006 um 17:10 #12228xara²³ vielen, vielen dank das du dir diese arbeit gemacht hast. ich z.b. wußte von diesem interview gar nix. also danke das ich das hier lesen konnte. :xs23:
8. Oktober 2006 um 01:54 #12252hehe, ich habe dieses Interview gelesen als ich beim Arzt im Warteraum saß und warten musste.
Die Wartezeit ging schnell vorbei^^
Aber es freut mich jetzt, den zweiten Teil lesen zu dürfen, ohne das ich jetzt wieder zum Arzt gehen muss 😀
Danke dir Xara! -
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