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#18855

tomtom
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@Chandika

Zum Thema „schöne heile Bollywoodwelt“:

Immer mehr Westeuropäer schauen sich heutzutage Bollywoodfilme an und verfallen wahrhaftig in den Glauben, das Indien tatsächlich ein Land ist, wo alle mit farbigen Kleidern herumlaufen, den ganzen Tag lachen, singen, tanzen und auch sonst recht unbekümmert ihren Lebensalltag bewältigen.

Nun … die Realität könnte kontrastreicher wirklich nicht sein, denn ein Großteil der ca. 1,1 Milliarden Menschen in Indien leben in winzigen Lehmhütten und die Straßen sind belebt von Verkrüppelten, Todkranken und Bettelnden. Doch genau hier fängt sich in Indien die Beliebtheit des Genres Bollywood an selbst zu erklären. Für 3 Stunden einmal der Wahrheit entfliehen, sich in einer heilen Welt fühlen wie die Schauspieler, ohne Krankheit, Armut, Kinderarbeit und Depression, als hätte man es selbst auch geschafft.

In den westlichen Industrienationen ist es ganz ähnlich. Auch hier möchten die Menschen zumindest für die Dauer des Films ihrer eigenen Realität entfliehen und für 3 Stunden eine schöne farbenprächtige Welt, mit viel Liebe, Schönheit und Jugend sehen … und vor allem einem Happy End. Und das Genre Bollywood würde nicht so heißen, wenn nicht genau diese Erwartungen bedient würden und unzählige Komplikationen, Hindernisse, Missverständnisse und Launen des Schicksals in einem Film verhindern, dass sich das Happy End auch nur für weniger als zwei Minuten vor Ende des dreieinhalb-Stunden-Spektakels einstellt.

Bollywood macht einfach nur glücklich, es gibt fast immer ein Happy End, fast immer einen traumhaften Hauptdarsteller und natürlich eine traumhafte Hauptdarstellerin.
Und um dieses Genre auch weiterhin so zu bedienen, gibt es sicherlich auch weiterhin immer wieder eine Liebesgeschichte.

Wie auch immer. Es ist ja auch nichts dagegen einzuwenden, das sich sowohl Inder als auch andere Weltenbürger von solchen Bollywoodfilmen „glücklich machen lassen“ … da möchte ich nicht missverstanden werden. Wenn es diese Bedürfnisse nicht gäbe, gäbe es wahrscheinlich auch das Genre Bollywood nicht.
Nur fehlt nach meiner Einschätzung das Bewusstsein des Zuschauers dafür, dass das wahre Leben in Indien eben ein anderes ist, als das in den Filmen … und genau hier ist die indische Filmindustrie angesprochen.

Warum werden nicht mehr Filme gefördert wie die von Deepa Mehta, die ebenso in wunderschönen wie kritischen Bildern auf die Probleme des Landes aufmerksam zu machen vermag?
Ich denke das es wichtig ist, neben der romantischen heilen Welt auch darauf aufmerksam zu machen, das es immer noch Kastensysteme, Zwangsehen, unzählige Verkrüppelte, Kinderarbeit und vor allem kein Sozialsystem in Indien gibt.
Es ist an der Zeit, das die Bollywood-Filmindustrie beginnt, wesentlich mehr Sozialkritik zu üben, der Realität „Armut“ mehr Freiraum in ihren Filmen lässt und diese auch besonders thematisiert. Es ist nun mal kontraproduktiv, einer sicherlich armen Bevölkerung permanent den Reichtum und die Glückseligkeit der „Schönen und Reichen“ zu präsentieren in der Hoffnung, das diese bis zum jüngsten Tag sich damit zufrieden gibt, mal 3 Stunden durch einen solchen Film ihrer Realität entzogen zu werden. Zudem vermittelt es auch den Eindruck, des es entweder nur sehr Reiche, oder eben nur sehr Arme gibt …ob das so richtig ist?

© http://www.bollywoodsbest.de

Der Artikel Reply To: Kinder um ihre Zukunft gebracht. wurde zuletzt aktualisiert am 21. Mai 2007 von tomtom